Teil V: “Verletzlichkeit macht stark” von Brené Brown

Merkle’s inoffizieller Buchclub präsentiert: 5 Bücher zur persönlichen Weiterentwicklung - oder der deines Unternehmens - während der Corona-Zeit

“Es gibt nur zwei Möglichkeiten, menschliches Verhalten zu beeinflussen: man kann es manipulieren, oder man kann es inspirieren.” (Simon Sinek) Die meisten Menschen bei Merkle (mich eingeschlossen), fingen hier an zu arbeiten weil sie sich während des Bewerbungsprozesses inspiriert von ihren potentiellen neuen Kollegen fühlten. Mir wurde das wieder einmal bewusst, als letztes Jahr auf ganz natürliche Weise ein inoffizieller Buchclub entstand. Wir waren eine Gruppe, die über mehrere Standorte verteilt begann Bücher auszutauschen die wir geliebt hatten, die uns grübeln oder den Wunsch, über den Inhalt zu diskutieren verspüren ließen.

Für Viele von uns bedeutet die Corona-Krise vor allem “mehr Zeit”: kein Pendeln zur Arbeit mehr, für einige weniger oder sogar gar keine Arbeit, keine großen Reisen oder Aktivitäten sind mehr möglich. Auf der anderen Seite gibt es eine Menge über das man sich Sorgen machen könnte, vor allem wenn man die Zeit hat, sich mit sich selbst auseinander zu setzen. Unsicherheiten über die eigene Gesundheit und die von Nahestehenden, aber auch finanzielle Probleme sind Themen für uns.

Ich möchte dich hiermit dazu inspirieren, dir weniger Sorgen zu machen und stattdessen mehr zu lesen. Diese 5 Buchempfehlungen werden dir nicht nur eine Möglichkeit geben, die Zeit zu füllen, sondern dich auch motivieren und möglicherweise sogar inspirieren! Die Lektionen sind sowohl anwendbar auf die persönliche Weiterentwicklung als auch auf die Verbesserung deines Arbeitslebens - unabhängig von deiner Rolle, deines Status oder professionellen Sektors. Zum besseren Einstieg teile ich zu jedem Buch passend eine persönliche und eine professionelle Perspektive. Startklar?

Auf geht’s!

“Daring Greatly” by Brené Brown

buch 5

Falls du den TED talk von Brené Brown über Verletzlichkeit noch nicht gesehen hast, solltest du nun wohl zu Youtube springen und genau das tun. Die 12 Millionen Klicks weltweit sprechen für sich - sie haben das Video auf die Liste der meistgeschauten Beiträge von TED platziert, und das über die letzten 9 Jahre. Vermutlich kommt genau das dabei heraus, wenn man über etwas spricht das jeder selbst erfährt und doch nicht bereit ist, es zuzugeben oder sich darüber auszutauschen. Anonym hinter einem Bildschirm zu bleiben während sich andere verletzlich zeigen ist etwas fest Eingearbeitetes in unsere derzeitige digitale Kultur. Doch der Grund warum Brown einen Nerv mit ihrer Rede traf, ist folgender: Verletzlichkeit ist nicht nur ein Gefühl das uns unangenehm ist, es ist auch die Wiege von Empfindungen wie Liebe, Zugehörigkeit und Glück. Verletzlichkeit bedeutet die Gewissheit, dass sobald man sich zu etwas bekennt oder stark in etwas investiert, normalerweise ein grösseres Gefühl folgt, und zwar entweder überwältigendes Glück oder unfassbarer Kummer.

Es ist die Angst vor Letzterem, die es uns verwehrt unsere eigene Verletzlichkeit zu erfahren und zuzulassen. Brown möchte uns dazu ermutigen, über diese Angst hinweg zu kommen. Sie bezieht sich deshalb auf eine Rede von Roosevelt aus 1910, welche sie sehr zum Schreiben des Buches inspiriert hat: “Nicht der Kritiker zählt; nicht derjenige, der darauf aufmerksam macht, wie der Starke fällt oder wo der, der anpackt, es besser hätte machen können. Die Anerkennung gebührt dem, der tatsächlich in der Arena steht, [...] und der, im schlimmsten Falle, sollte er scheitern, zumindest bei einem kühnen Versuch scheitert”

Bevor du dich jetzt abwenden willst mit dem Gedanken “jaja, dieser emotionale Kram ist super - aber wie hilft das jetzt mir und meinem Business?!” Geduld. Wir kommen noch dazu.

Meine persönliche Erfahrung in Bezug auf “Daring greatly”

Insgesamt habe ich ca. sechs Jahre meines Lebens im Ausland verbracht, auf vier Kontinenten und in verschiedenen Ländern. Wenn ich über diese Phasen meines Lebens spreche, werde ich oft gefragt “wow, wie hast du nur den Mut gehabt, all das zu tun?”. Die kurze Antwort ist: fort zu gehen war nie der Teil, der sich nach einem “kühnen Versuch” für mich angefühlt hat. Als ich 2013 nach Portugal flog, war es eine Art Experiment. So wie viele Menschen nach Indien reisen um “sich zu finden”, ging ich eben nach Portugal um meinen Kopf wieder frei zu bekommen und einen Weg für meine Zukunft zu ebnen. Ich hatte nicht vor, mich so sehr in das Land und seine Kultur zu verlieben. Doch als es passierte, musste ich einfach länger bleiben. Meine Motivation im Land zu leben trieb mich auf drei unterschiedliche Karrierepfade mit denen ich experimentierte, veranlasste mich zu neun Umzügen in drei Jahren und viele deprimierende Stunden im Bürgeramt, wo ich versuchte all den Papierkram zu erledigen. Aber erst, als ich nach Jahren meine Eltern bat, mir meine alten Bücher zu schicken, begann ich die harte Wahrheit zu realisieren. Ich erinnere mich noch genau daran, das erste Buchpaket in meiner Wohnung in Lissabon zu öffnen, und dann eines meiner Lieblingsbücher in den Händen zu halten - um dann instantan in Tränen auszubrechen.

Es ist nämlich so: meine Bücher stehen symbolisch für meinen Werdegang, ich habe viele prägende Stunden mit ihnen verbracht, und sie um mich zu haben steht für ein festes Zuhause und Bodenständigkeit. In dem Moment, als ich die Pakete auspackte begriff ich: es könnte vielleicht die falsche Entscheidung sein, mein ganzes Leben nach Portugal zu verfrachten. Auf professioneller Ebene verkaufte ich mich unter Wert und sah keine Möglichkeit, mein Potenzial zu entwickeln. Mein Sozialleben war weit von meinen Wünschen zu entsprechen, die Freundschaften die ich hatte gingen mir nicht tief genug, und ich sprach mit meiner Familie nur selten am Telefon.

Ich brauchte noch ein paar Monate um mich der Realität bewusst zu stellen: mein Traum liess sich nicht so umsetzen, wie ich es wollte. Zum Glück nahm mich meine Familie auf ohne mit der Wimper zu zucken. Meiner Verletzlichkeit wurde mit viel Verständnis, Geduld und Unterstützung begegnet (auch weil sich vermutlich alle freuten, mich bald “zurück” zu haben sodass ich wieder eine grössere Rolle in ihrem Leben spielen konnte).

Wenn mich heute also Menschen ĂĽber zu meinen Abenteuern im Ausland befragen, wissen sie oft nicht, dass der kĂĽhnste Versuch den ich jemals gewagt habe der war, zurĂĽckzukehren. Doch ich bin so dankbar, dass ich es getan habe.

Ich habe vielleicht nicht alle Kämpfe in dieser neuen Arena gewonnen, aber es hat mir auf jeden Fall ein grösseres Gefühl von Liebe (die Nähe zu meiner Familie), Glück (in einer progressiven und doch anspruchsvollen Firma wie Merkle arbeiten zu können) und Zugehörigkeit (in beiden Bereichen, privat und professionell, geschätzt zu werden) gebracht.

Wie dein Unternehmen davon profitieren kann, wenn du “Daring greatly” liest

Die ganze Wirtschaft ist von der Corona Pandemie betroffen. Und auch wenn es am Schluss sicherlich “Gewinner” dieser Krise geben wird, momentan sitzen wir alle im selben Boot. Lange war der Bedarf an Innovation nicht so weitläufig wie jetzt. Und weisst du, was Brown’s Recherche ergeben hat? Sie fand heraus, dass die Quelle aller Innovation in dem Gefühl der Verletzlichkeit liegt. Denn um Innovation hervorzubringen, braucht es kreative Ideen die den Status Quo verändern. Und um den Status Quo zu ändern braucht man Mut. Und mutig zu sein, bedeutet die Möglichkeit zu akzeptieren, dass man scheitern kann, was - du errätst es bereits - nichts anderes ist als Verletzlichkeit. 

Das Schliessen von Einrichtungen, Fabriken und Büros bringt uns alle in Zugzwang: wie fähig sind wir, nur über digitale Kanäle zu funktionieren? Wie weit ist unser Arbeitsleben vorangeschritten, in Bezug auf die digitalen Transformation?

Ich persönlich bin sehr gespannt, wie verschiedene Bereiche unserer Gesellschaft den eigenen Status Quo während dieser Krise anpassen werden. Diverse kulturelle und ökonomische Aktivitäten hatten fast gar keine Verbindung (lustige Wortwahl, Julia *auf die Schulter klopf*) zur digitalen Welt - und doch sind wir jetzt gezwungen, diese Lücken zu überdenken. Konzerte und Yogastunden werden online gestreamt. Brettspiele können mit Freunden per Handy gespielt werden. Es gibt sogar Apps, mit denen man sich gegenseitig “zuprosten” kann.

NatĂĽrlich ist es fraglich, ob diese digitalen Evolutionen die zwischenmenschliche Interaktion vollkommen ersetzen kann, aber es ist doch hochinteressant zu beobachten, wie der Status Quo auf so vielen Ebenen herausgefordert wird.

Grosse Unternehmen sowie Kleinbetriebe müssen ihre digitale Infrastruktur und Funktionalität auf Herz und Nieren prüfen. Da die meisten Menschen gezwungen sind, von zu Hause aus zu arbeiten, müssen sie sich fragen: gibt es einen Effizienzverlust aufgrund von Verbindungsproblemen, fehlender Infrastruktur und nicht-automatisierten Prozessen? Wie können sie, und wie können wir als Individuum jeweils diesen Risiken aktiv entgegenwirken? Falls deine Arbeit so gut wie keinen Kontakt mit digitalen Marketing- oder Verkaufskanälen hatte, kann es ein beängstigender Gedanke sein, genau jetzt damit anzufangen. Es kann unmöglich erscheinen. Und du könntest riskieren, dass sich das Investment nicht lohnt. 

Wir bei Merkle erforschen gerade verschiedene Wege, die Corona-Krise zusammen mit unseren Kunden zu bewältigen. Mit einem entwickeln wir zum Beispiel ein Drei-Phasen-Konzept um Events und Konferenzen über eine digitale Plattform zu ermöglichen. Wird es funktionieren, werden Leute kommen und die Alternative zur realen Veranstaltung wahrnehmen? Wir wissen es noch nicht.

Mit einem anderen Kunden haben wir die Idee für einen online Content-Hub für Journalisten entwickelt. Hier findet sich alles über die Aktivitäten der Firma rund um die derzeitige Situation, inklusive einer Social Wall um in den Dialog mit den Endverbrauchern zu treten. Wird sich das Investment lohnen? Wir hoffen es, aber wir wissen es nicht.

Für die Meisten von uns gibt es eine Menge Raum für Innovation, der jetzt erst sichtbar wird. Wenn wir aus diesem Schlamassel nicht gebrochen und besiegt herauskommen wollen, sondern mit erhobenem Haupt weil wir in die Arena gesprungen sind und tatsächlich riskiert haben, zu verlieren, müssen wir nun all unseren Mut zusammenkratzen.  

Vermutlich sind du und dein Unternehmen gerade sehr verletzlich. Nutze das. Starte kĂĽhne Versuche. Und wenn dein Unternehmen etwas Hilfe braucht, es fĂĽr die digitale Transformation zu rĂĽsten, dann melde dich hier bei Merkle. Wir sind gerne verletzlich und doch mutig mit dir.